Kennst du einen Notfallkoffer? Vielleicht hast du schon mal einen beim Sanitäter oder auch beim Notarzt gesehen, oder auch ganz einfach  in einem Film, wenn jemand verletzt war. Er enthält alles, um Notfälle zu bewältigen. Ganz ähnlich ist es mit dem EMOTIONALEN Notfallkoffer. Er kann dir in Situationen, in denen du einfach fertig bist mit der Welt, wieder festen Boden unter den Füßen verschaffen. Er steht dir in emotionalen Krisen bei.

Was ist ein emotionaler Notfallkoffer?

Ein emotionaler Notfallkoffer ist ein kleiner Koffer – oder ein anderer schöner Behälter – , in dem du Dinge und Ideen aufbewahrst, die wie Balsam für deine Seele sind, wenn du dich schlecht fühlst. Du kannst sie herausholen, wenn du nicht weiter weißt, denn sie erinnern dich an deine Stärken. Die Ideen, die du gesammelt hast – zum Beispiel „geh spazieren, dreh die Musik auf und tanze“ – und  praktische kleine Übungen helfen dir zusätzlich, aus deinem Tief auszusteigen.

 

Warum brauchen wir einen emotionalen Notfallkoffer?

In Notfällen jeglicher Art leitet unser autonomes Nervensystem (unser Stressregulator) einen emotionalen Ausnahmezustand ein. Es ist ein spezieller Modus, der uns in Krisen unterstützen soll zu überleben. Dieser Modus startet automatisch und so werden wir auch nicht gefragt, ob wir das wollen, wir entscheiden nicht mit. Es passiert uns einfach.

Die Auswirkungen sind deutlich zu spüren, denn  zuerst

  • fühlst du dich wohl, bis entspannt oder
  • bist vielleicht auch freudig angespannt und guter Dinge,
  • hast Ideen, was du machen möchtest und was dir gut tut.

Doch dann verabschiedet sich dieser Wohlfühlmodus .

Stattdessen startet automatisch und ungefragt ein Notfallmodus. Unser Stressregulator schlägt sozusagen Alarm.

  • Dich überrollen jede Menge Gefühle und der Zugriff auf deine Ideen zur Verbesserung deiner Situation geht verloren.
  • Möglicherweise bist du hilflos, voller Angst, verzweifelt, wütend oder ratlos.
  • Vielleicht bist du ruhelos und aufgedreht, vielleicht auch eher gedämpft und wie unter einer Glocke.
  • Am liebsten würdest du dich verkriechen oder alles zerschlagen. Du findest dich mitten in einer emotionalen Krise.

Egal, was dich überrollt und warum das passiert, du hast die Verbindung zu dir und zu deinen Stärken verloren.

Und um diese Krise wieder zu lösen, ist das Zurückkehren in den Wohlfühlmodus nötig.

Das heißt ganz konkret,

  • wieder ein Gespür für sich zu bekommen und wieder klare Gedanken fassen zu können.
  • Wieder auf die eigenen Stärken bauen können.
  • Denn wenn wir nicht mehr in der Angst, Wut oder Verzweiflung gefangen sind, können wir uns eher der Situation stellen, in der wir sind und anfangen, aus der schwierigen Lage herauszufinden.

Und dabei hilft der Notfallkoffer.

 

Was ist denn jetzt in diesem Koffer drin?

In einer emotionalen Krise haben wir meistens überhaupt keine Idee mehr, was oder wer uns helfen könnte. Der Kopf ist völlig leer, die Konzentration fehlt. Zum Glück können wir unser Nervensystem unterstützen, wieder aus dem Notfallmodus herauszukommen.

Unser Nervensystem spürt gerne. Es lauscht gerne den Geräuschen der Umgebung. Was hörst du alles, wenn du einen Moment innehältst? Es schnuppert, riecht und schaut gerne. Das sind die Kanäle des Nervensystems. Auf Worte und Sätze reagiert es eher schlecht.

Wir tragen also in guten Zeiten Dinge zusammen, die wir mögen und mit denen wir etwas Schönes, Stärkendes und Erfüllendes verbinden. Etwas das unser Herz erwärmt und von dem wir denken oder wissen, dass es uns in schlechten Zeiten hilft.

  • Das kann zum Beispiel Musik sein, die du gerne hörst.
  • Bilder aus einem herrlichen Urlaub.
  • Fotos von Menschen, die du liebst.
  • Vielleicht auch der Stein vom letzten Spaziergang, der dir so gut gefallen hat.
  • deine Lieblings-Schokolade und
  • ein fein duftendes Badeöl.
  • Dieser Liste sind keine Grenzen gesetzt!

Um den Notfallmodus, diesen emotionalen Ausnahmeszustand zu beenden, heißt es also genau diese Dinge parat zu haben, die du gesammelt hast. Etwas das du gerne anschaust, in die Hand nimmst, schmeckst oder auch anhörst.

 

So erstellst du dir deinen eigenen emotionalen Notfallkoffer.

Besorge dir einen schönen Behälter. Das kann ein kleiner Koffer sein, und natürlich auch eine Schachtel, eine schöne Dose, ein Rucksack oder eine Tasche.  Ich nenne den Behälter einfach Koffer.

Nimm dir Zeit, denke nach und spüre hin, was du in deinen Koffer hineinlegen möchtest. Trage die Dinge Stück für Stück zusammen. Vielleicht hast du alles schnell beisammen, vielleicht dauert es auch einige Tage.

Lege alles, was du ausgesucht hast in deinen Koffer hinein. Es wird ein wunderschönes Sammelsurium zusammenkommen!

 

Diese riesige Sahnehaube kommt noch dazu, wenn wir den Notfallkoffer gemeinsam füllen.

Wenn wir zusammen arbeiten, verfeinern und ergänzen wir den Notfallkoffer noch. Zum Beispiel zeige ich dir eine Serie verschiedener HELP-Übungen.

Das sind einfache und gleichzeitig sehr effektive Tools und Übungen, die ich extra zusammengestellt habe, damit sich dein Nervensystem besonders gut beruhigen und stärken kann. Wenn du sie dann anwendest, wird es noch einfacher für dich, deinen Wohlfühlmodus wieder zu aktivieren.

Auch diese Anleitung kommt mit in den Koffer. Du brauchst dich dann nicht an den Übungs-Ablauf zu erinnern, sondern kannst einfach nachschauen. (Erinnere dich: im Notfallmodus fällt uns meistens nichts mehr ein, was uns gut tut und uns unterstützt. Der Kopf ist leer.)

 

Wähle für deinen emotionalen Notfallkoffer den richtigen Ort.

 Natürlich braucht diese Schatzkiste einen markanten Platz. Du sollst sie ja schnell und rechtzeitig finden.

Am besten wählst du einen Platz, der dir vertraut ist und an dem du dich wohl fühlst. Neben dem Bett oder unter dem Bett? Vielleicht findest du auch im Regal oder beim Schreibtisch einen passenden Platz, an dem du öfters vorbeikommst und wo dir deine Schatzkiste dann gleich ins Auge fällt. Oder möglicherweise hast du noch eine viel bessere Idee.

Fru sitzt in Ruhe am Strand

So nutzt du deinen emotionalen Notfallkoffer.

Wenn du bemerkst, dass du im Gefühlschaos feststeckst, dich eine Angst oder Panik überrollt, wenn in deiner Partnerschaft oder in deiner Familie Streit oder Auseinandersetzungen sind, wenn Erlebnisse aus der Kindheit dich einholen, ist die Zeit für deinen Notfallkoffer gekommen.

  1. Hole deinen Notfallkoffer raus.
  2. Wenn möglich finde einen Platz, an dem du in Ruhe sein kannst.
  3. Öffne den Koffer.
  4. Suche dir etwas aus, das dich anspricht.
  5. Rieche, spüre und lausche.
  6. Nimm dir Zeit.
  7. Beobachte deinen Atem. Ist er tief und flach? Langsam oder schnell? Lass ihn einfach fließen, wie er jetzt ist. Du brauchst nichts zu verändern.
  8. Nimm dir wieder Zeit.
  9. Lies die Liste mit den Übungen und beginne, sie durchzuführen.
  10. Vielleicht kannst du in Ruhe sein, mit dem was ist.
  11. Wenn du möchtest, rufe eine Freundin oder einen Freund an, oder suche dir Unterstützung. Du musst nicht alles alleine tragen oder schaffen!
  12. Dein Nervensystem kann durch die verschiedenen Wahrnehmungen, das Innehalten und die Erinnerungen anfangen runterzufahren.

So kann Verbundenheit mit dir selbst entstehen. Du bist eher in der Lage zu schauen, was oder wer dir jetzt helfen kann, was im Moment für dich gut ist und wie der nächste Schritt aussehen kann.

Wünschst du dir Unterstützung beim Erstellen deines Notfallkoffers?

Wünschst du dir Strategien im Umgang mit Krisen? 

Dann buche doch einfach dein kostenfreies Erstgespräch mit mir.

Ich freue mich auf dich!