Wer ein Trauma erfahren hat, möchte die Erinnerungen daran hinter sich lassen und wieder nach vorne schauen. Informationen über Symptome, Auswirkungen und Therapieformen helfen dabei. Begegnen dir bei der Informations- und Lösungssuche Wörter, Themen und Namen, von denen du noch nie gehört hast? In diesem TRAUMA-GLOSSAR findest du eine Auflistung der wichtigsten Fachbegriffe, die mehr Licht ins Dunkel bringen.

Manchmal ist Unterstützung bei der Verarbeitung hilfreich und entlastend. Denn es ist durchaus kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt eher einen fürsorglichen Umgang mit sich selbst. Falls dir dieses Glossar nicht ausreicht und du wissen möchtest, wie du ein Trauma erkennst, kannst du hier in Ruhe weiterlesen. Außerdem findest du hier 33 sehr gute Gründe belastende Erlebnisse aufzuarbeiten und erfährst, was sich für dich dabei verändern kann.

 

Achtsamkeit

Alle deine Sinne sind hellwach, wenn du Achtsamkeit praktizierst. Du erlebst den Moment, dich selbst und deine Umwelt ganz in der Gegenwart. Das hilft enorm, den Alltag zu entschleunigen. Damit ist Achtsamkeit eine Art natürliches Gegengift gegen Stress und Zerstreuung im Alltag. Achtsamer zu werden, bedeutet bewusster zu leben, sich mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und einen zufriedenen Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustand zu erreichen. Es unterstützt dadurch die Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen und hilft Panikattacken und Angstzustände zu mildern oder sogar zu stoppen.

Adrenalin

Adrenalin (Epinephrin) ist ein Hormon, das in den Nebennieren gebildet und bei Stress vermehrt ins Blut abgegeben wird. Es mobilisiert die Energiereserven im Körper und steigert die Leistungsbereitschaft. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt an. Für Flucht oder Kampf wird auf diese Weise die nötige Energie bereitgestellt. Als Traumafolge wird man dadurch jedoch ruhelos, schreckhaft, standig angespannt und überwachsam, weil der Adrenalinspiegel dauerhaft höher ist als im entspannten Zustand.

Angststörung

Angst ist eigentlich ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns in gefährlichen Situationen warnt. Wenn die Angst jedoch zum Selbstläufer wird und immer wieder auftritt, ohne dass es einen realen Anlass dafür gibt, könnte eine Angststörung vorliegen.

Autonomes Nervensystem

Das autonome Nervensystem reguliert Stress. Es checkt ständig und auf einer uns unbewussten Ebene die Lage: „Bin ich hier, wo ich gerade bin sicher oder in Gefahr“? Es bewertet also ganz individuell, ob eine Situation gefährlich ist. In diesem Fall leitet es sofort eine Überlebensreaktion ein, lies Näheres bei Kampf- oder Flucht-Modus und Freeze. Falls die Situation als sicher eingestuft wird, fühlen wir uns pudelwohl und entspannt. Vertrauen und Verbindung entsteht.

Co-Regulation

Unsere Gefühle regulieren wir durch Selbstregulation und durch Co-Regulation. Selbstregulation bedeutet, dass wir alleine unsere Gefühle regulieren, und Co-Regulation bedeutet, dass andere uns helfen, unsere Gefühle zu regulieren. Co-Regulation kann man sehr klar bei Eltern sehen, die ihren weinenden Säugling beruhigen. Sie schauen ihrem Säugling in die Augen, streicheln ihn, wiegen ihn, singen für ihn – sie regulieren seine Gefühle. So lernt das Kind, wie Regulation funktioniert. Wenn man diese Co-Regulation als Kind nicht erfahren konnte, ist es zum Glück möglich sie nachträglich zu lernen! Das ist ein wichtiger Teil in einer Traumatherapie.

Cortisol

Cortisol ist ein körpereigenes Hormon, das an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist und bei Stress vermehrt freigesetzt wird. Besonders bei chronischem Stress und anhaltender Anspannung oder Belastung sind die Cortisolwerte erhöht. Das führt dazu, dass man sich oft kraftlos, überanstrengt fühlt. Alles wächst einem über den Kopf.

Depression

Eine Depression ist ein Zustand, in dem Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust von Genuss und Freude vorkommen. Schuldgefühle und immer schwächer werdendes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche können auch dabei sein. Eine Depression ist sehr oft Ausdruck und Auswirkung einer Traumafolge.

Dissoziation

Eine Dissoziation ist die Fähigkeit, etwas aus dem Alltagsbewusstsein abzuspalten, es nicht mehr zu spüren. Es ist dann hilfreich, wenn jemand kurz nach einem Verkehrsunfall trotz Verletzung keine Schmerzen spürt oder jemand noch klardenkend Hilfe organisiert. Später erinnert er sich nur bruchstückhaft daran. Dissoziation kann auch auftreten, wenn schwere Traumatisierungen passieren, die ohne das „Nicht-Spüren“ unerträglich wären. Sie ermöglicht das Überleben in ausweglosen Lebensverhältnissen. Während der Traumatherapie gelingt es, den Zugang zu dem Abgespaltenen zurückzugewinnen und wieder ins Leben zu integrieren. Die Betroffenen fühlen sich dann vollständiger, lebendiger und wieder bedeutend wohler!

EMDR

EMDR ist eine erfolgreiche Methode zur (auch nachträglichen) Traumaverarbeitung. Die Abkürzung bedeutet auf Englisch „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“. Ins Deutsche übersetzt ist EMDR eine Desensibilisierung von Traumageschichte und Verarbeitung durch Augenbewegungen. Traumafolgestörungen, die auch Posttraumatisches Belsatungssyndrom PTBS genannt werden, können damit bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen behandelt werden. Die Wirksamkeit von EMDR ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. In meinem Blogartikel „Was ist EMDR“? erfährst du mehr über die Methode.

Flashback

Als Flashbacks werden unwillkürliche Erinnerungen bezeichnet, die plötzlich auftreten. Man könnte sie auch Erinnerungsattacken nennen. Diese häufig erschreckend realen Bilder tauchen oft unvermittelt oder sogar im Schlaf auf. Manchmal werden sie auch durch bestimmte Umgebungsreize ausgelöst. Es können kurze Erinnerungsbruchstücke sein, oder auch das Erinnern eines ganzen Ereignisses. Dabei kann die Erinnerung so echt wirken, dass das Gefühl entsteht, das Ereignis würde jetzt in diesem Moment wieder stattfinden.

Freeze

Freeze bedeutet wörtlich „einfrieren“. Gemeint ist in diesem Fall eine Reaktion des autonomen Nervensystems. Es ist ein Gefühl des Gelähmt-Seins oder der Erstarrung, weil das Nervensystem die momentane Situation als lebensbedrohlich einstuft. Man nennt es auch Totstellreflex. Was in einer realen Gefahr eine Lebensrettungsmaßnahme ist, wird bei einem nicht verarbeiteten traumatischen Erlebnis zu einer Dauerbelastung. Die Betroffenen haben manchmal auch viele Jahre später noch das Gefühl nicht richtig handeln zu können, machtlos ausgeliefert zu sein und sich emotional taub zu fühlen.

Gefühllosigkeit, emotionale Taubheit.

Nach einem traumatischen Erlebnis leiden Betroffene häufig unter emotionalen Veränderungen. Dies kann ein Gefühl der „Abstumpfung, Gefühllosigkeit oder sich von der Umwelt abgeschnitten fühlen“ sein. Es ist Teil einer Notfallreaktion des Körpers. Oft verschwindet es nach einigen Tagen wieder, aber auch in einer Traumatherapie kann man es erfolgreich verändern, wenn es nicht von allein verschwinden sollte. Das heißt: Bitte halte es nicht aus, sondern suche dir Unterstützung!

Herzrasen

Herzrasen tritt häufig auf, wenn Adrenalin ausgeschüttet wird. Das passiert bei einer Panikattacke und auch bei Flashbacks.

Kampf- und Flucht-Modus

Der Kampf- oder Flucht-Modus beschreibt eine reflexartige Reaktion des Nervensystems bei wahrgenommener Gefahr. Wenn es Gefahr wahrnimmt, leitet es den Kampf- oder Flucht -Modus ein, um sich zu retten. Als Traumafolge bleiben manche Menschen auch ohne Gefahr in diesem Modus. Sie sind oft ruhe- oder rastlos, überwachsam, schreckhaft und angespannt.

Konzentrationsprobleme

Oft treten nach einem Trauma Schwierigkeiten mit der Konzentration auf, die auch die Erledigung alltäglicher Aufgaben beeinträchtigen. Dem Betroffenen fällt es schwer sich darauf zu konzentrieren und daran zu erinnern, was in seinem Umfeld passiert. Dies führt manchmal auch zu dem Eindruck, sich selbst nicht mehr im Griff zu haben.

Oxytocin

Oxytocin ist ein Hormon, das auch als „Kuschelhormon“ bekannt ist. Es wird ausgeschüttet, wenn das autonome Nervensystem unsere Umgebung als „sicher“ einstuft. Dadurch entsteht kann Vertrauen und Wohlfühlen. Es reduziert Angst und Stress und lässt Wut oder Aggression verschwinden. Es lässt uns auf Wolke sieben schweben.

Panikattacke

Eine Panikattacke beschreibe ich auch als plötzlichen Anfall von extremster Angst. Das kann im Auto passieren, bei der Arbeit, abends auf dem Sofa, vor einer Prüfung oder einfach beim Spazierengehen. Es ist eine Überreaktion des Nervensystems. Herzrasen, Schwitzen und reaktionsunfähig sein sind einige Symptome, die auftreten können.  Zum Glück können wir viel tun, damit sie verschwinden! Was du konkret dagegen tun kannst, liest du hier in diesem Blogartikel.

Polyvagaltheorie

Die Polyvagal-Theorie besagt, dass das autonome Nervensystem ständig unsere Umgebung daraufhin untersucht, ob sie sicher, gefährlich oder sogar lebensbedrohlich erscheint. Dazu verwendet es Signale, die es aus der Umgebung sammelt (fühle ich mich hier wohl? Schauen die Menschen freundlich?). Außerdem nutzt es Informationen über den Herzschlag (ruhig oder schnell) und der Atmung (tief, flach, schnell) um zu erkennen, ob wir entspannt oder angespannt sind. Dieser Vorgang läuft unbewusst ab. Je nachdem, zu welcher Einschätzung das autonome Nervensystem gelangt, werden unterschiedliche neurophysiologische Vorgänge in Gang gesetzt, die unser Überleben in Gefahr sicherstellen, oder uns in Sicherheit so richtig wohlfühlen lassen.

Porges Stephen

Stephen Porges ist Professor für Psychiatrie, leitender Forscher für Neurowissenschaft am Research Triangle Institute (RTI), Autor und weltweit gefragter Vortragender. Er hat sich mit seinen Forschungen zur Polyvagal-Theorie einen Namen gemacht. (www.stephenporges.com) Er stellte dar, wie essentiell Sicherheit und Verbundenheit zu sich und zum Umfeld ist, um Trauma zu verarbeiten. Er erklärte mit seiner Theorie die Wirkweise des autonomen Nervensystems, das auf einer uns unbewussten Ebene agiert.

Posttraumatische Belastungsstörung PTBS

Posttraumatische Belastungsstörungen können in jedem Alter nach dem Erleben einer traumatischen Situation auftreten. Die Symptome tauchen oft nach einigen Wochen oder Monaten auf, manchmal aber auch erst nach Jahren. Deswegen erkennt man sie nicht immer gleich als solche. Das können als Beispiel Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Panikattacken, Unruhe, Erschöpfung, Schlafstörungen, unerklärliche Traurigkeit oder Wut sein. Oft sind auch körperliche Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, hoher oder niedriger Blutdruck Anzeichen dafür. Wichtig zu wissen: Wenn du etwas Traumatisches erlebt hast und die Beschwerden mit der Zeit nicht besser werden, dann suche dir auf jeden Fall Hilfe!

Psychodynamisch imaginative Traumatherapie PITT

Die Psychodynamische Imaginative Traumatherapie dient der Symptomreduktion und Ressourcenaktivierung bei der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen. Entwickelt hat sie Dr. Luise Reddemann. Im Vordergrund der Therapie stehen sogenannte imaginative Elemente, bei denen die Vorstellungskraft der PatientInnen genutzt wird, um Emotionen zu regulieren und eine positive Selbstbeziehung aufzubauen.

Reddemann Luise

Luise Reddemann ist eine deutsche Fachärztin für Psychiatrie und Psychoanalytikerin. Sie entwickelte die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie. (www.luise-reddemann.de)

Resilienz

Resilienz bedeutet, Flexibilität im Umgang mit Stress zu entwickeln. Ausgleichen von stressigen Phasen und Regeneration gehört ebenfalls dazu. Resilient zu sein heißt auch, in Krisen und belastenden Situationen Zugriff auf die eigenen Ressourcen zu haben und sich auch Hilfe zu holen, um diese Zeit gesund zu meistern.

Ressourcen

Ressourcen sind Kraft- und Energiequellen. Es sind Dinge, die einem helfen, das Leben nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Diese können sowohl in einem selbst und auch in der Umwelt liegen: Innere Ressourcen können Fähigkeiten, Kompetenzen, Humor, Erinnerungen, Visionen, Ziele, Entspannung, Interessen oder Hobbies sein. Äußere Ressourcen sind zum Beispiel Arbeit, Freizeit, Natur oder Gesundheit. Auch PartnerIn, Familie, Freunde oder Nachbarn können wertvolle Ressourcen sein.

Selbstregulation

Selbstregulation bedeutet aus der traumatherapeutischen Sicht, die eigenen Gefühle selbst wieder regulieren zu können, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten sind. Wie herrlich, dass wir es lernen können, uns während einer Belastung oder im Stress selbst aus einem Tief zu holen! Selbst wenn wir nicht das Glück hatten über Co-Regulation das eigene Regulieren von den Eltern zu lernen. Es ist nie zu spät.

Sicherheit

Sicherheit wiederzuerlangen ist das große Ziel in der Traumatherapie neben der Verarbeitung früherer Erlebnisse. Denn so entsteht Stabilität und Wohlgefühl. In der Therapie üben wir das wieder wahrnehmen und für sich herstellen zu können.

Stresshormon

Adrenalin und Cortisol sich die wichtigsten Stresshormone, die den Körper in gefährlichen Situationen schnell reagieren lassen. Dazu gehören zum Beispiel Körperspannung, schnellerer Herzschlag und Konzentration. Schnell weglaufen oder kämpfen wird möglich. Bei unterschwelligem Stress im Alltag bleibt der Stresshormonlevel hoch und verursacht Erschöpfung, Bluthochdruck und Vieles mehr.

Trauma

Ein Trauma ist ein als lebensbedrohlich wahrgenommenes Ereignis, das die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigt und den betroffenen Menschen mit Gefühlen der Hilflosigkeit, intensiver Angst oder Entsetzen überflutet. Es sind nicht nur die ganz großen Katastrophen, die traumatisch sind, sondern auch scheinbar „nicht so schlimme“ Momente, die einen als Kind überfordert haben. Vielleicht ist einmal das Licht im Keller plötzlich ausgegangen und man stand allein im Dunkeln. Auch langanhaltende Situationen wie ständiger Streit der Eltern, sich (emotional) allein fühlen wirken traumatisch.

Traumasensibles Yoga

Traumasensibles Yoga ist ein körperorientierte traumatherapeutische Methode. Durch das Prinzip der achtsamen Körperwahrnehmung werden Heilungsprozesse angestoßen, die die vom Leben abgeschnittenen Menschen wieder in Verbindung bringen – mit sich selbst und mit der Welt. Es fördert auf wunderbare Weise die Selbstwahrnehmung und lässt Traumaerfahrungen, die im Körper sind, abklingen. Einfache Körperübungen gehören dazu wie auch angenehme Atemtechniken.

Traumatherapie

Traumatherapie wurde speziell dafür entwickelt um belastende Erlebnisse zu verarbeiten. Dabei ist es unerheblich, ob das Erlebnis kurze Zeit oder schon sehr viele Jahre zurückliegt. Es ist ungemein hilfreich, Symptome einer PTBS hinter sich zu lassen, oder auch sie überhaupt erst einmal als solche zu erkennen und wahrzunehmen! Es schenkt so viel Lebensqualität zurück! Eine Traumatherapie ist auch möglich, wenn man keine konkreten Erinnerungen an ein Erlebnis hat. Sicherheit und Vertrauen sind eine wichtige Grundlage. Stärkende und stabilisierende Übungen stehen am Anfang. Erst dann wird ganz konkret das Trauma bearbeitet. Näheres kannst du in diesem Blogartikel das macht Traumatherapie bei mir besonders lesen, wenn du möchtest.