Hattest du jemals das Gefühl, dass deine Emotionen eine wilde Achterbahnfahrt sind, die du nicht mehr stoppen kannst? Starke Gefühle können uns manchmal wie eine Welle überrollen, uns überwältigen und unser Leben auf den Kopf stellen.
Diese Gefühle, sei es Angst, Trauer, Wut oder Scham, sind dann so intensiv, dass sie den ganzen Alltag und unser inneres Wohlbefinden lahmlegen.
Aber hey, es ist möglich, diese heftigen Gefühle zu bändigen!
Als Traumatherapeutin möchte ich dir Mut machen und dir einige Wege aufzeigen, die dir helfen, aus diesem emotionalen Karussell auszusteigen – und zu allererst: Überhaupt zu verstehen, was da gerade passiert.
Darüber kannst du in diesem Artikel lesen:
Warum starke Gefühle manchmal wie wild gewordene Drachen sind.
Stell dir für einen Augenblick vor, diese Gefühle wären Drachen.
Manchmal sind sie klein und liebenswert, und manchmal werden sie riesig und furchteinflößend. Diese gefühlten Drachen können aus alten, schwierigen Erlebnissen entstehen und tief in uns schlummern. Besonders traumatische Erfahrungen können sie zu wahren Monstern machen. In solchen Momenten kann es passieren, dass wir auf scheinbar harmlose Situationen mit extremen Emotionen reagieren.
Fight, Flight, Freeze und Fawn: die vier Drachen.
Wenn wir überwältigt werden, reagiert unser Körper oft instinktiv mit vier Hauptstrategien:
- Fight (Kampf),
- Flight (Flucht),
- Freeze (Erstarren)
- Fawn (übersetzt „Rehkitz“, in diesem Zusammenhang „gefallen wollen, es recht machen wollen“).
Diese Reaktionen sind tief in unserem autonomen Nervensystem verankert und dienen eigentlich dazu, uns zu schützen. Sie helfen uns, in bedrohlichen Situationen zu überleben. Wenn diese Reaktionen aktiviert werden, fühlen sie sich manchmal tatsächlich an wie wild gewordene Drachen. Durch frühere Erlebnisse der Überforderung sind diese vier Zustände manchmal aktiv, obwohl objektiv gesehen weit und breit keine Gefahr zu sehen ist. Trotzdem fühlt es sich dann so an. Das macht den Umgang damit schwerer, aber es ist möglich diesen Kreislauf ins Positive zu wenden.
Der Feuerdrache (Fight Response)
So erkennst du ihn:
- Wut und Aggression: Du fühlst dich schnell gereizt und ärgerlich, hast eine kurze Zündschnur und reagierst impulsiv und aggressiv auf Situationen, die du als bedrohlich empfindest (und es manchmal gar nicht sind)
- Erhöhte Herzfrequenz und Muskelanspannung: Dein Herz schlägt schneller und deine Muskeln spannen sich an, als ob du dich auf einen Kampf vorbereitest.
- Gefühl der Bedrohung: Du hast das Gefühl, dass du ständig auf der Hut sein musst und alles und jeder eine potenzielle Gefahr darstellt.
Der Feuerdrache lodert auf, wenn du das Gefühl hast, dich verteidigen zu müssen. Diese Reaktion bereitet dich darauf vor, gegen eine (manchmal auch nur gefühlte) Bedrohung zu kämpfen. Der Feuerdrache mobilisiert alle verfügbaren Ressourcen, um dich zu schützen und zu verteidigen. Obwohl sie in gefährlichen Situationen extrem hilfreich ist, macht sie dir im Alltag das Leben schwer, wenn sie im Dauerbetreib läuft und du ständig im Kampfmodus bist.
Übungen, um den Feuerdrachen zu zähmen
- Beruhigende Atemübung:
- Setze dich in eine bequeme Position und schließe die Augen.
- Atme tief durch die Nase ein und zähle dabei bis vier.
- Halte den Atem für einen Moment an und atme dann langsam durch den Mund aus, während du bis sechs zählst.
- Wiederhole diese Atemübung für mindestens fünf Minuten. Diese Technik hilft, dein Nervensystem zu beruhigen und den Feuerdrachen zu besänftigen.
- Progressive Muskelentspannung:
- Beginne bei deinen Füßen und arbeite dich langsam nach oben.
- Spanne die Muskeln in deinen Füßen für fünf Sekunden an und lasse dann los.
- Atme tief ein und entspanne die Muskeln für zehn Sekunden.
- Wiederhole diesen Prozess mit den Waden, Oberschenkeln, Bauch, Brust, Armen und Gesicht. Diese Übung hilft, die Spannung in deinem Körper abzubauen und den Feuerdrachen zu beruhigen, indem sie dir zeigt, wie du körperliche Anspannung bewusst lösen kannst.
Der Winddrache (Flight Response)
So erkennst du ihn:
- Panik und Angst: Du fühlst dich ängstlich oder panisch und hast das Bedürfnis, sofort aus der Situation zu fliehen oder am liebsten einfach zu verschwinden.
- Rasender Puls und schnelle Atmung: Dein Herz schlägt schneller und deine Atmung wird flach und schnell, als ob du dich auf eine Flucht vorbereitest.
- Unruhe und Nervosität: Du kannst nicht still sitzen, fühlst dich rastlos und hast das Bedürfnis, dich ständig zu bewegen oder wegzulaufen.
Der Winddrache taucht auf, wenn du dich in einer bedrohlichen oder stressigen Situation befindest und das Gefühl hast, fliehen zu müssen, um sicher zu sein. Diese Reaktion bereitet dich darauf vor, schnell zu reagieren und dich aus der Gefahrenzone zu entfernen. Während sie in gefährlichen Situationen lebensrettend sein kann, kann sie im Alltag zu anhaltender Angst und Unruhe führen, wenn du oft das Bedürfnis hast, vor alltäglichen Herausforderungen zu fliehen.
Übungen, um den Winddrachen zu zähmen
- Vagusnerv stimulieren:
- Setze dich gemütlich hin
- beginne zu summen oder zu brummen.
- Die spezielle Aktivierung der Stimmbänder stimuliert den Vagusnerv. Das beruhigt.
- Einen geborgenen Ort suchen:
- Suche dir Orte und Menschen, bei denen du dich sicher fühlst.
- Vielleicht ist so ein Ort ein bestimmter Bereich in deiner Wohnung, dein Bett oder ein Platz in der Natur.
- Verbringe Zeit mit Freunden, Familie oder auch mit deinem Haustier.
- Sicherheit ist der Schlüssel, um deinen Drachen zu beruhigen.
Der Eisdrache (Freeze Response)
So erkennst du ihn:
- Gefühl der Taubheit: Du fühlst dich emotional oder körperlich taub, als ob du keine Verbindung zu deinen Gefühlen oder deinem Körper hast.
- Bewegungsunfähigkeit: Du hast das Gefühl, dich nicht bewegen zu können oder bist unfähig, Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
- Gedächtnislücken und Dissoziation: Du erlebst Gedächtnislücken oder das Gefühl, von der Realität getrennt zu sein, als ob du von außen auf dich selbst blickst.
Der Eisdrache kommt ins Spiel, wenn dein Nervensystem überfordert ist und du keine Möglichkeit siehst, zu kämpfen oder zu fliehen. Diese Reaktion ist ein Schutzmechanismus, der dich in einer scheinbar ausweglosen oder extrem stressigen Situation einfrieren lässt. Es ist, als ob der Körper und Geist auf Standby schalten, um dich vor weiteren Belastungen zu schützen. Während diese Reaktion in extremen Situationen hilfreich sein kann, kann sie im Alltag zu Lähmung und Unfähigkeit führen, auf Herausforderungen zu reagieren.
Übungen, um den Eisdrachen zu zähmen
- Sanfte Bewegung und Körperwahrnehmung:
- Beginne mit kleinen, sanften Bewegungen, um deinen Körper wieder zu spüren. Stehe auf und schüttle langsam deine Arme und Beine.
- Mache leichte Dehnübungen oder gehe langsam auf der Stelle.
- Konzentriere dich dabei auf das Gefühl der Bewegung und die Verbindung zu deinem Körper.
- Diese Übung hilft, das Gefühl der Taubheit zu überwinden und wieder in den Körper zurückzukehren.
- Erdungsübung:
- Setze dich bequem hin und stelle deine Füße flach auf den Boden. Drücke die Fersen fest gegen den Boden und spüre den Kontakt.
- Atme tief ein und stelle dir vor, wie Wurzeln aus deinen Füßen in die Erde wachsen.
- Halte den Atem für einen Moment an und atme dann langsam aus, während du dir vorstellst, dass alle Spannungen durch die Wurzeln in den Boden fließen.
- Beim Einatmen stelle dir vor, wie kraftvolle Energie über diese Wurzeln durch deine Fußsohlen in deinen Körper strömt und dich belebt.
- Wiederhole diese Übung mehrere Male. Erdungsübungen helfen, das Gefühl der Dissoziation (sich nicht richtig spüren) zu verringern und eine Verbindung zur Realität und zum gegenwärtigen Moment herzustellen.
Der Harmoniedrache (Fawn Response)
So erkennst du ihn:
- Übermäßige Anpassung: Das Bedürfnis, anderen zu gefallen, Konflikte zu vermeiden, Selbstaufopferung,
- das Gefühl, immer „Ja“ sagen zu müssen, um Anerkennung zu finden.
Der Harmoniedrache taucht auf, wenn du dich in einer unsicheren oder bedrohlichen Situation befindest und glaubst, dass Anpassung und Unterwerfung die besten Wege sind, um sicher zu bleiben. Dieser Drache hilft dir, indem er dafür sorgt, dass du keinen Ärger bekommst und dich gut an deine Umgebung anpasst, auch wenn deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse dann viel zu weit hinten anstehen oder gar nicht vorkommen.
Übungen, um den Harmoniedrachen zu zähmen
- Grenzen setzen üben:
- Lerne freundlich, aber bestimmt „Nein“ zu sagen.
- Setze kleine, klare Grenzen in deinem Alltag
- Erkenne deine eigenen Bedürfnisse an.
- Selbstwert stärken:
- Erstelle eine Liste deiner Stärken und Erfolge.
- Lese sie dir regelmäßig durch, um deinen Selbstwert zu stärken und dich daran zu erinnern, dass du wertvoll bist, genau so wie du bist.
Alles alleine schaffen?? Bloß nicht!
Denke nicht, dass du alles alleine schaffen musst. Es ist wichtig zu wissen, dass Unterstützung und Menschen, die dir zuhören, eine wirklich große Hilfe sind, deine inneren Drachen zu besänftigen. Sprich mit Freunden oder Familienmitgliedern über deine Gefühle. Manchmal tut es so gut, sich einfach nur gehört und verstanden zu fühlen.
Die Drachen in dir sind mächtige und hilfreiche Beschützer. Wenn sie aber die Kontrolle übernehmen, überrollen sie dich vielleicht völlig. Lerne, sie zu zähmen und zu beruhigen, dann kannst du besser auf stressige Situationen reagieren und viel entspannter, friedlicher, fröhlicher leben.
Nutze dafür die Atemtechniken und Muskelentspannungsübungen, damit du deine innere Ruhe wiederfindest und zeige deinen Drachen, dass nicht jede Situation so gefählich und angseinflößend ist wie zuerst gefühlt.
Wenn deine „Drachenreaktionen“ zu heftig sind, dann melde dich bei mir. Denn ich helfe dir und weiß, was zu tun ist um Frieden zu schaffen.
Trauma loswerden, Vergangenes integrieren.
Wenn deine Drachen von alten Wunden gefüttert werden und dein Leben immer wieder durch diese Reaktionen voller Stress ist, hilft dir eine gezielte Traumatherapie am besten. Ich selbst nutze als Traumatherapeutin oft Methoden wie EMDR, traumasensibles Yoga, Übungen aus der Polyvagal-Theorie (die Arbeit mit dem Vagusnerv und der Integration der vier Zustände/Drachen, die ich hier beschrieben habe) und das achtsame Wahrnehmen des Körpers.
Finde jetzt deinen neuen Weg.
Der Weg aus dem Teufelskreis starker Emotionen ist nicht immer ein Spaziergang. Umso schöner, dass du es wirklich ändern kannst!
Trau dich und nimm in Angriff, was dich belastet. Jeder Schritt in Richtung Selbstfürsorge und Heilung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Gönne dir selbst die Zeit und den Raum, den du brauchst, um zu wachsen und zu heilen.
Wünschst du dir Unterstützung Drachen beruhigen?
Möchtest du neue Strategien im Umgang mit Krisen?
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Ich freue mich auf dich!
Auch die heftigsten Drachen werden handzahm.
Diese starken Gefühle müssen dein Leben nicht mehr für immer bestimmen. Mit Strategien, die zu dir passen und mit Menschen, die an deiner Seite stehen, wirst du lernen, diese Emotionen zu rocken und zu verändern.
Sei geduldig mit dir selbst!
Als Traumatherapeutin stehe ich dir auf dem ganzen Weg bei. Ich unterstütze dich dabei, ausgeglichener und zufriedener jede Menge Lebensfreude zu finden.
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