Eigentlich wollte ich darüber nachdenken, ob ich Therapiestunden mit Menschen aus verschiedenen Haushalten weiterhin auch live anbiete. Trotz Mutationen.

Jetzt merke ich, dass meine Stimmung im Keller ist. Dass sich irgendetwas in mir zusammenbraut.

Zwischen sinkenden Corona-Zahlen, Abstandhalten, der Sehnsucht nach einem entspannten Tag mit meinen Freundinnen und der Frage „Sind Live-Familientherapie-Stunden mit Familienmitgliedern aus mehreren Haushalten zu riskant oder gerade jetzt besonders wichtig?“ habe ich mich selbst verloren.

Die Negativ-Spirale hat mich erwischt und ich komme nicht voran mit meinen Aufgaben für diese Woche. Kein Drive und keine Inspiration weit und breit.

Am liebsten abtauchen. Aber wohin? Eine kleine Auszeit irgendwo, wie es mir sonst so gut tut, geht ja auch nicht.

„Wie kann ich mich wieder im Leben einklinken?“ frage ich mich, denn mich beschäftigt, wie ich mich wieder selbst stärken kann.

 

Connection lost – keine Verbindung mehr.

Es geht ja momentan sehr vielen Menschen ähnlich. So viel Abstand und so wenig Verbindung untereinander ist spürbar.

Das macht es wirklich schwerer, sich wohl und aufgehoben zu fühlen.

Nahe Gespräche oder gesellige Abende lassen uns verbunden fühlen. Nicht nur mit dem Gegenüber, sondern auch mit uns selbst.

Wie sehr dieses Miteinander-Sein jetzt fehlt! Es ist, als ob dadurch der Abstand zu uns selbst wachsen würde. Als ob wir leichter die Verbindung zu uns selbst verlieren und uns verlassen oder einsam fühlen.

Nicht zuletzt deswegen überlegte ich gestern, ob ich gemeinsame Familientherapie-Stunden doch weiterhin anbieten kann.

Sie sind eine Möglichkeit sich zu begegnen und Schwierigkeiten gemeinsam zu bewältigen und können der Verbindung eine Chance zur Wiederbelebung schenken.

Doch wie umgehen mit Menschen aus mehreren Haushalten? Ist das Risiko zu groß?

Bei den Überlegungen und Abwägungen von Gefahren ist meine eigene Sicherheit ins Nirvana verschwunden. Was ist mir passiert?

Vielleicht sollte ich die Sache mal fachlich anschauen. Als Traumatherapeutin bin ich ja Fachfrau für solche Fälle.

 

Wir Menschen brauchen Verbundenheit.

Wir Menschen sind Bindungswesen. Für Kinder ist Bindung gleich Sicherheit. Wenn ein Kind in Stress gerät ist der erste, biologische Impuls die Bindungssuche.

Später – und wenn wir diese Sicherheit früher bekommen haben – lernen wir mit uns selbst verbunden zu sein. Können uns selbst Sicherheit geben.

Das hilft natürlich enorm, besonders in Zeiten wie diesen, wo der Abstand zu den meisten Menschen so groß ist und eher Unsicherheit entsteht.

Mir selbst zeigen, dass ich sicher und aufgehoben bin, und das auch in diesen Zeiten. Das hat heute nicht so gut geklappt.

Ich stelle fest, dass die kleinen Auszeiten, die ich mir zwischenrein immer mal wieder gönne, mehr sind als ein Ortswechsel.

Ich nehme mir dann mehr Zeit für mich. Gemütlich in der Sauna und mit mir lieben Menschen umgeben fühle mich wohl und aufgehoben, der Körper entspannt sich. Mein autonomes Nervensystem kann runterfahren. Ich bin dann mit mir verbunden. Ich könnte auch sagen ich bin dann zufrieden mit mir selbst und offen für gute Gespräche und das Miteinandersein. Ich werde kreativer und mein Alltags-Akku lädt sich in diesen Momenten wie von selbst auf.

 

Wie ich mich beim Seufzen wiederfand.

„Seufzer sind die natürliche Sprache des Herzens.“                                                      Thomas Shadwell

Wohlgefühl im Schnee.

Langsam tauche ich wieder auf und bekomme eine Ahnung was jetzt zu tun ist. Ich möchte mein Nervensystem einladen sich zu beruhigen.

Zeit einen tiefen Atemzug zu nehmen und laut zu seufzen! Das ist schon mal sehr befreiend. Frust und Enttäuschung rauslassen, dass ich so in meine Katakomben abgetaucht bin. Der Körper kann durch seufzendes Ausatmen Anspannungen loslassen. Es löst Beruhigung aus. (Im Gegensatz zum schnellen Einatmen wie bei einem Schreck.)

Das mach ich gleich nochmal. Das tut soo gut!

Ich habe mir Meeresrauschen eingeschaltet. Meine Ohren hören jetzt Wellen, die an einen Strand spülen. Sie freuen sich unglaublich darüber und entspannen sich sofort… Ich liebe das Meer.

Auch wenn ich nicht am Meer bin, das Geräusch ist so wohltuend! Ich mache mir meinen Lieblingstee und wärme meine Hände an der Tasse. Der Duft von feinen Kräutern zieht in meine Nase.

Heute werde ich noch mit meiner Freundin telefonieren. Gedanken austauschen.

Ein wenig Zuversicht taucht auf und mein Magen entspannt sich. So bin ich auf einem guten Weg. Mein Herz wird ruhiger. Ich schau unserer Katze beim Schlafen zu, spüre diese schöne Februar-Sonne auf der Haut.

 

„Eines Tages wusstest du endlich, was du zu tun hattest, und machtest dich daran es zu tun.“              Mary Oliver

 

Lust das zu probieren?

Wenn du willst, kannst du das auch mal probieren. Vielleicht hilft es dir, wenn es dir einmal ähnlich geht wie mir jetzt gerade.

  1. Seufze laut und aus tiefstem Herzen! Seufzen kann der Beginn sein, dein autonomes Nervensystem in Balance zu bringen.
  2. Höre schöne Musik, lass die Füße baumeln, geh in die Natur, spiele mit deinen Kindern, schau dir den Sternenhimmel an, trink Tee mit einem Freund. Gönne dir genussvolle Dinge mit allen Sinnen. Tue das BEWUSST.

Tönt einfach? Ja, das kann es auch sein. Das Allerwichtigste ist, es tatsächlich auch zu TUN!

 

Übrigens: Ich finde einen Weg für die Live-Familientherapie. Nach allen Regeln der C-Hygiene und mit FFP2-Masken 😉